Eine Stunde für eine Geschichte – das erscheint auf den ersten Blick viel Zeit. Beim Tweethub haben wir festgestellt: Gute Geschichten können den Zeitrahmen durchaus mal sprengen. Allerdings haben sich alle Teilnehmer vorbildlich an die Stunde gehalten und sie genutzt um ihre einzelnen Projekte im Rahmen des Grenzgänger-Tweethubs vorzustellen. Zu Beginn ging es um grenzenlose Daten und Reiner Kunze. In der ersten Stunde haben wir die verschiedenen Datenskandale der Vergangenheit aufgearbeitet – vom Dritten Reich über die Stasi bis hin zur NSA. Eine unserer Fragen dabei:
Haben wir jetzt das erreicht, was man die Post-Privacy-Gesellschaft nennt? Wenn alles überwacht wird, bleibt da überhaupt noch Privates?
— Grenzgeschichten (@grenztweets) 10. März 2014
Eine Antwort darauf kam von Astrid Christofori:
@grenztweets Privates ist mir pers. sehr wichtig, aber Angst habe ich eher vor Konformität, d sich aus Überwachung entwickelt #grenzgaenger
— Astrid Christofori (@A_Christofori) 10. März 2014
Worauf der Einwurf von Marc Nikolait kam:
@A_Christofori @grenztweets Gibt es im #Internet überhaupt noch #Privatsphäre? Ich denke nicht. #grenzgaenger
— Marc Nikoleit (@Marc_Nikoleit) 10. März 2014
Diese Frage konnten wir natürlich nicht abschließend klären, sie brachte aber allerhand Nachdenkliches in die Debatte. Klar wurde aber auch: Es geht beim Thema Überwachung nicht so sehr um Technologien. Es geht um den Menschen und die Frage nach seinen Motiven beim Denunzieren. Der Stasi gelang es auch ohne Computer und Internet Reiner Kunze zu überwachen.
Im #grenzgeschichten Projekt setzen wir uns mit Reiner Kunze auseinander http://t.co/QBaQ3l16nX Ein Dorn im Auge der Stasi #grenzgaenger — Grenzgeschichten (@grenztweets) 10. März 2014
In der zweiten Stunde ging es um Ländergrenzen, um Sprachgrenzen und um Wörter. Das Buch „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“ vereint all dieses und geht dabei auch im Internet über Grenzen in dem es multimedial begleitet wird.
#7terSprung http://t.co/dTTnhuhY99 erzählt die Geschichte zum Buch und geht dabei über Mediengrenzen #grenzgaenger — imaginary friends (@if_transmedia) 10. März 2014
Dabei spielen Sprache und Wörter bei der Autorin Ulrike Draesner eine besondere Rolle. Die Hauptfigur des Romans, Eustachius Grolmann, wurde 1945 wie Ulrike Draesners Vater aus Breslau nach Bayern vertrieben. Allerdings weitet Draenser ihr Szenario noch aus – so wird im Roman über die Grenzen von Affe-Mensch, Polen-Deutschland, Gestern-Heute und Großmutter-Enkelin erzählt.
Ganz schönes Tempo, das #grenzgaenger da vorlegt. Schönes Twitterexperiment :) — Stefan Borchert (@BseMoody) 10. März 2014
Räumliche und künstlerische Grenzen möchte in diesem Jahr das Theaterfestival FavoritenNRW sprengen. Zum Einen damit, dass man schon bevor das Festival in Dortmund im Herbst startet mit den „Erkundigungen“ in ganz Nordrhein-Westfalen unterwegs ist und zu Diskussionen und zum Mitmachen anregt.
Wir wollen mit den #Erkundigungen aktiv #Grenzen überschreiten, Meinungen einholen und verbinden. #grenzgaenger #ggtweethub — #FAV14 (@favoritenNRW) 10. März 2014
Zum Anderen hat das Festivalteam – dessen Leitung insgesamt an die 300 Theaterstücke für den Herbst gesichtet haben wird – auch für das Social Web eine grenzüberschreitende Idee.
Mit unserem #FAV14 #Tatendrang wollen wir die #Grenze zwischen #Publikum und #Akteur sprengen. — #FAV14 (@favoritenNRW) 10. März 2014
Beim #Tatendrang bieten wir Patenschaften für einzelne Theaterstücke während des Festivals an, um auch hier #grenzgaenger zu werden. — #FAV14 (@favoritenNRW) 10. März 2014
So wollen wir auch eine #Blog #Patenschaft für das #FAV14 einrichten um auch #grenzgaenger im #SocialWeb zu sein.
— #FAV14 (@favoritenNRW) 10. März 2014
Wir wollen Schwellenängste im #Theater abbauen beim #Tatendrang und Workshops anbieten. #grenzgaenger
— #FAV14 (@favoritenNRW) 10. März 2014
Die wichtigste Grenze, die das Festival überschreiten möchte ist die zwischen Theater und Publikum. Grenzen ganz anderer Art überschreitet das Buch „Völlig utopisch. 17 Beispiele einer besseren Welt“ welches anschließend vorgestellt wurde. Hier waren Reporter in der ganzen Welt unterwegs um über gelebte Utopien zu berichten.
#grenzgaenger @weltreporter ist das erste Netz freier Korrespondenten, die für deutschsprachige Medien der Welt berichten.
— Völlig utopisch (@utopiesalon) 10. März 2014
So ging eine Reise bis an die Grenzen Neuseelands.
Mit Anke Richter besuchen wir Neuseelands abgeschiedenste Familie. Keine Autos. Drei Tage Fußmarsch bis zum nächsten Ort. #grenzgaenger
— Völlig utopisch (@utopiesalon) 10. März 2014
#Neuseeland #grenzgaenger Robert Long hat in der Welt Karriere gemacht, der er den Rücken kehrte: als Künstler. http://t.co/Hs03tVLtBK
— Völlig utopisch (@utopiesalon) 10. März 2014
Es soll eine Straße gebaut werden. Familie Long ist komplett dagegen! :)) #grenzgaenger
— Völlig utopisch (@utopiesalon) 10. März 2014
Die spannende Frage in dieser Diskussionsrunde: Was braucht man zum Leben? Was braucht es, glücklich zu sein? Welche Grenzen muss man dafür überschreiten?
@utopiesalon Das ist wohl sehr subjektiv, so wie die eigenen Utopien. #grenzgaenger
— Marc Nikoleit (@Marc_Nikoleit) 10. März 2014
Von Neuseeland in die Niederlande: Kerstin Schweighöfer war unterwegs in de Hogeweyk, ein Zentrum für Demenzkranke. Eines, das wie ein normales Stadtviertel wirkt mit Boulebahn, Sonnenblumen und Backsteinhäusern. Die Demenzkranken sollen sich hier wohlfühlen. Nachdem die Gründer des Zentrums unliebsame Erfahrungen mit der Unterbringung von Demenzkranken gemacht haben, haben sie einfach selbst eine lebenswerte Utopie entwickelt. Während in Deutschland immer wieder über Chancen und Risiken des Grundeinkommens debattiert wird haben zwei Deutsche das einfach mal in Somalia ausprobiert.
Zu #grenzgaenger in Namibia nimmt uns @marcengelhardt mit. Dort wurde in einem Dorf das Grundeinkommen eingeführt.
— Völlig utopisch (@utopiesalon) 10. März 2014
Hinter dem Grundeinkommen für das namibische Dorf stecken übrigens zwei deutsche #grenzgaenger Dirk und Claudia Haarmann.
— Völlig utopisch (@utopiesalon) 10. März 2014
Und die Folgen? Nachdem erst die Bars einen großen Zulauf verzeichneten nahmen die Einwohner des Dorfes dann ihr Leben in die eigene Hand. Das Experiment zeigt: Das Grundeinkommen führt nicht automatisch dazu, dass Menschen generell nicht mehr arbeiten gehen.
Anschließend ging es direkt mit Büchern und Autoren weiter: Die Internationale Jugendbibliothek gab Literatur-Tipps zum Thema Fluchtgeschichten. Dabei hat die Bibliothek ihre Gründung einer deutschen Jüdin zu verdanken, die im Dritten Reich ihre eigenen Erfahrungen mit Flucht und Grenzen sammelte.
#grenzgaenger Durch #Flucht #Grenzen überwinden. Jella Lepman, Gründerin der #IJB, flieht vor Nazi-Deutschland. http://t.co/KgETRaACOx
— Int Jugendbib (@IJBib) 10. März 2014
Jella Lepman schildert ihre #flucht und den Aufbau der Bib in der Kinderbuchbrücke! #grenzgaenger http://t.co/wtfMBn6ODj
— Int Jugendbib (@IJBib) 10. März 2014
Wer Tipps zum Thema Fluchtgeschichten im Kinder- und Jugendbuch brauchte dem konnte die IJB weiterhelfen.
http://t.co/LPZ0CVkxOC #grenzgaenger In Kevin Kuhns ‚hikikomori‘ wird eine unglaublich spannende #Flucht nach Innen beschrieben! #tipp
— Int Jugendbib (@IJBib) 10. März 2014
#grenzgaenger #tipp: #flucht vor der Perspektivlosikeit des Alltags: ‚Tschick‘ von Wolfgang Herrndorf
— Int Jugendbib (@IJBib) 10. März 2014
#Resümee Auch in der Kinder- und Jugendliteratur sind #flucht und #grenzgaenger vielschichtige und wichtige Themen!
— Int Jugendbib (@IJBib) 10. März 2014
Heutzutage erinnert kaum noch etwas an die Mauer, die einst Berlin teilte. Yadegar Asisis neuestes Panoramenprojekt lässt diese Grenze in Bild und Ton auferstehen. Dazu nutzte er auch Alltagsbilder der damaligen Zeit. Grund für das Projekt war aber eigentlich die Frage: „Wie hat man damals mit der Mauer gelebt?“
#YadegarAsisi „Ich bin heute erschrocken über unsere gelebte Normalität damals. Wir hatten uns arrangiert.“ #DieMauer #grenzgaenger
— asisi (@asisi) 10. März 2014
#YadegarAsisi: „Das Panorama bündelt einen Teil meiner Erfahrungen in vielen Szenen und Details.“ #grenzgaenger pic.twitter.com/pxr8F38OEt
— asisi (@asisi) 10. März 2014
Das #Panorama #DieMauer zeigt künstlerisch verdichtet den Blick von West- nach Ostberlin. #grenzgaenger pic.twitter.com/yfIZYosaO1
— asisi (@asisi) 10. März 2014
@frank_tentler @NihalDemir @IJBib Der Sound im #Panorama verbindet Hundegebell, Radio etc. mit O-Tönen von Ulbricht bis JFK – #grenzgaenger
— asisi (@asisi) 10. März 2014
Ein Tag – 6 Geschichten. Geschichten über Grenzen und über Menschen, die diese überwinden. Jede und jeder auf ihre eigene Art und Weise. Jede dieser Geschichten hat eine andere Facette des Thema Grenzen erhellt und dabei auch die vielfältigen Verbindungen verdeutlicht. Die Herbergsmütter haben das wunderbar formuliert:
Das ist der Vorteil vom Virtuellen. Man überwindet reale Grenzen. #grenzgaenger
— Die Herbergsmütter (@herbergsmuetter) 10. März 2014
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